Der Bauzins steigt seit Anfang des Jahres mit enormer Geschwindigkeit. Auch wenn die Bauzinsen im historischen Vergleich aktuell zwar noch immer niedrig sind, ist die Steigerung mittlerweile deutlich spürbar.
Der Anstieg bringt aber nicht nur für Immobilienkäufer angesichts der hohen Finanzierungssummen, die für Immobilien inzwischen gezahlt werden müssen, eine hohe Mehrbelastung mit sich, auch für viele Hausbesitzer, die in den kommenden Jahren ihre Anschlussfinanzierung angehen müssen, könnte er problematisch werden, denn die Zeit der niedrigen Immobilienzinsen scheint vorbei.
Zwar zögert die Europäische Zentralbank noch, das Leitzinsniveau deutlich zu erhöhen, was sie in Anbetracht der Rekordinflation eigentlich müsste. Lange wird die Erhöhung vermutlich aber nicht auf sich warten lassen. Ein Ende des Zinsanstiegs ist vorerst also nicht in Sicht. Die drei Prozent bei den Basiszinsen könnten schon diesen Sommer erreicht sein.
Das löst Angst und Unruhen unter den Immobilienbesitzern aus, die in der Vergangenheit zu günstigen Konditionen finanziert haben, deren Zinsbindung aber in den nächsten Jahren ausläuft. Denn für sie könnte der Zinsanstieg nicht nur höhere Monatsraten bedeuten, sondern auch eine Verzögerung der Darlehensrückzahlung. Einige hatten das Risiko der Immobilienfinanzierung nur aufgrund des Niedrigzinses auf sich genommen und müssen nun bangen.
Was können Immobilienbesitzer jetzt tun?
Eine Möglichkeit für Immobilienbesitzer ist das sogenannte „Forward-Darlehen“. Es ist bis zu fünf Jahre im Voraus abschließbar. Ein nicht unerheblicher Vorteil: Man erhält eine Kombination aus den Zinsen von heute und dem Kredit von morgen. Das bietet vor allem Planungssicherheit. Jedoch ist die Abnahme des Kredits ein Muss, sobald dieses festgesetzt wurde. Sollte man es sich anders überlegen, wird in der Regel eine vier- bis fünfstelligen Summe als Entschädigung an die Bank fällig. Die Sicherheit des Darlehens steht außerdem dem möglichen Risiko des Zinsfalls gegenüber. Fallen die Marktzinsen wider Erwarten, bleibt der Zinssatz zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses gültig.
Warum kostet ein Forward-Darlehen mehr als ein sofortiges?
Durch die zeitliche Streckung geht die Bank ein Risiko ein. Zinsen können unerwartet steigen oder fallen, was wiederum große Verluste für die Bank bedeuten kann. Umso früher das Darlehen abgeschlossen wird, umso größer das Risiko für die Bank. Die Faustregel ist in etwa 0,01 bis 0,03 Prozentpunkte extra, pro Monat Vorlauf. Genaue Konditionen variieren je nach Fall.
Ist ein Bausparvertrag sinnvoller?
Die Antwort lautet hier: Nein. Grundidee des Bausparvertrags war es, nach einer mehrjährigen Ansparphase ein Darlehen mit reduzierten Zinsen zu erhalten. In der heutigen Zeit lohnt sich diese Sparform nicht mehr. Der Bauzins ist viel zu niedrig, wodurch der Realzins in der Ansparphase negativ ist.
Mehr zu dem Thema erfahren Sie auch in diesem Beitrag unseres Baufinanz-Experten, Heinrich Kronschnabl, in der Mittelbayerischen Zeitung vom 4. April 2022. Zum Artikel geht's HIER.